Mauerweglauf in Berlin
Mehr als 28 Jahre umschloss eine Mauer den Westen Berlins. Als nahezu unüberwindbares Bollwerk wurde die Mauer am 13. August 1961 von den Machthabern der DDR gegen die eigene Bevölkerung errichtet und immer weiter ausgebaut. Der westliche Teil der Stadt war vollständig mit Stacheldraht und Sperren umschlossen. Familien, Ehepaare und Freunde wurden über Jahrzehnte voneinander getrennt. Hunderte von Menschen mussten ihre Fluchtversuche mit schweren Verletzungen oder gar mit ihrem Leben bezahlen. In der Nacht des 9. November 1989 kam es zum Mauerfall und im weiteren Verlauf zum fast vollständigen Abriss. 1998 wurde die „Gedenkstätte Berliner Mauer“ eingeweiht und 2001 beschloss der Berliner Senat die Einrichtung des „Berliner Mauerwegs“, der auf den alten Kontrollpfaden der Grenzgruppen der DDR, als Fuß- und Radweg um das ehemalige West-Berlin führt.2011 wurde auf dieser Strecke erstmals der Berliner Mauerweglauf über genau 100 Meilen oder 161 Km ausgetragen. Mittlerweile zur Institution geworden, zieht dieser Lauf Jahr für Jahr Ausnahmeathleten aus aller Welt nach Berlin.Für den Ettenheimer Andreas Amann war dieser Lauf nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern verbunden mit vielen Erinnerungen: Als Schüler auf Studienfahrt, gleich nach der Wende Erkundung der neuen Bundesländer mit dem Fahrrad, der 1. Marathon sowie weitere Berlinaufenthalte. Bei all diesen Besuchen konnte er die Geschichte und die rasante Entwicklung der Stadt hautnah erleben. Während der gesamten Laufveranstaltung stand auch die Erinnerung an die Teilung Berlins und Deutschlands immer wieder im Mittelpunkt. So wurde von Rainer Eppelmann -evangelischer Pfarrer, Minister der letzten DDR-Regierung und Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der diesjährige Mauerweglauf Marienetta Jirkowsky gewidmet, die 1980 bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Eine Gedenkstele mit Informationstafel bei Km 24 erinnert an dieses Geschehnis. Darüber hinaus trägt die Finisher-Medaille das Konterfei von Marienetta.Start und Ziel des diesjährigen Mauerweglaufs war am Samstag um 06.00 Uhr im Friedrich-Jahn Sportpark (Prenzlauer Berg). Die Läufer hatten 30 Stunden Zeit die 100 Meilen zu bewältigen. An der Bornholmer Brücke trafen die Läufer erstmals auf einen historischen Abschnitt dieses Laufes. Hier öffnete sich am 9.November 1989 die Mauer für die Menschen im Osten. Da die Strecke dieses Jahr gegen den Uhrzeigersinn gelaufen wurde ging es über Spandau nach Potsdam und Babelsberg, vorbei an Fluss- und Seenlandschaften. Über Schönberg und Neukölln tauchten dann die Ultraläufer wieder in die Großstadt ein. „Für mich war das schon irreal am Sonntagmorgen in Kreuzberg und Friedrichshain auf Nachtschwärmer und „After-Party-Spaziergänger“ zu treffen“, schildert Amann die letzten 20km. Ein weiterer Höhepunkt war dann noch die 1,3km lange East Side Gallery. Der Rest der Strecke war dann für den Läufer des LV Ettenheim fast schon bekanntes Terrain. Checkpoint Charly, Holocaust Mahnmal, Brandenburger Tor, Reichstag, dann noch die Bernauer Straße. Nach 27 Stunden 30min erreichte Amann dann völlig erschöpft das Ziel im Friedrich Jahn Sportpark. „Tagsüber erreichten die Temperaturen die 30C Marke und nachts sank das Thermometer nicht unter 20C“, berichtet Amann. Auch er musste auf der ersten Streckenhälfte der Hitze Tribut zollen und mit Kreislaufproblemen eine 30min Pause einlegen. „Der Veranstalter hat aber auf diese Umstände reagiert und an den Versorgungspunkten Salztabletten bereitgelegt. Danach konnte ich wieder weiterlaufen, aber eher defensiv und vorsichtig. Zu diesem Zeitpunkt waren ja noch über 100km zu laufen“, beschreibt Amann diese etwas brenzlige Situation. Die folgende Nacht verlief dann ohne größere Probleme. „Insgeheim hatte ich schon auf eine Zeit von 24 Stunden spekuliert, denn hierfür gibt es bei allen 100-Meilen-Läufen eine Gürtelschnalle (Buckle) mit dem Logo der Veranstaltung, als besondere Auszeichnung. Aber aufgrund der hohen Temperaturen war mir schon bald klar, dass ich meine Zielzeit korrigieren musste“, zieht Amann ein positives Resultat dieses einmaligen Laufevents. In der Gesamtwertung belegte der Ettenheimer den 139. Platz von 244, in der M50 den 28. von 51.
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